10.27.2008

ANGRIFFE in den Münchner Kammerspielen

Am Mittwoch, 17. Dezember 2008,
um 21.00 Uhr
im Neuen Haus:

http://www.muenchner-kammerspiele.de/index2.php?&URL=home.php?

Ein Interview mit Schorsch Kamerun über die Reihe NINFO / NO INFO

Ein Auszug aus ANGRIFFE im EDIT # 47 erschienen



Im EDIT # 47 ist gerade ein Auszug aus dem ersten Teil von ANGRIFFE erschienen.
"Ich bin das Glück dieser Erde". (Übersetzung: Katja Roloff)
Alle Infos unter
http://www.editonline.de/website/index.html

10.07.2008

Buchpremiere: ANGRIFFE


am 21.10., im MONARCH
, Berlin:

Buchpremiere von ANGRIFFE in der Lesereihe Verbrechersammlungen.
Es lesen Katja Roloff und Alban Lefranc



Skalitzerstr. 134. 10999 Berlin
Beginn: 20.30 Uhr.

Eintrittspreis: 4 €


alle Infos zur Lesung: http://www.verbrecherverlag.de/verbrecherversammlungen
alle Infos zum Buch: http://www.blumenbar.de/blumenbar_dat/buch_angriffe.html

NICO erscheint auf französisch bei Verticales/Gallimard

Der dritte Teil der Romantrilogie, Sie waren nicht dabei, der sich mit der Sängerin Nico auseinandersetzt, erscheint am 8. Januar 2009 bei Verticales/Gallimard.

http://www.editions-verticales.com




10.03.2008

Angriffe auf ARTE

Drei Romane von Albanc Lefranc
http://www.arte.tv/de/2246576.html


Alban Lefranc, fasziniert vom Deutschland der 1960er und 70er Jahre, erfindet drei packende Lebensläufe neu: den des Filmemachers Rainer Werner Fassbinder, den des einstigen Verlobten von Gudrun Ensslin und Autors von Die Reise, Bernward Vesper, und den der Sängerin Nico.

*

Angriffe vereinigt drei Lebenserzählungen in einem Band, drei tragische Schicksale, die die souveräne Schreibhand Alban Lefranc aufs Engste erfasst und sehr viel weiter führt, als eine einfache Biographie das je könnte. Rainer, vor einem Berg von Töpfen in der Küche, stellt sich einen Film vor, Gudrun klebt ihre stummen Lippen an die Scheibe im Besuchsraum, Nico sieht auf Ibiza einen Engel auf dem Fahrrad. In der Verschränkung von Fakten und erfundenen Elementen, durch das Aneinandermontieren von dokumentarischen Texten und Bruchstücken von Gedichten findet Alban Lefranc den stoßenden Rhythmus, die unaufhaltsame Bewegung eines Sturzes, den er dem Ruhm, dem Tod, dem Vergessen entreißt:

"Sie bekamen sonderbare Halluzinationen in Gehör und Muskeln, widersinnige Körper. Sie versuchten, ihre Sprache zu retten, ihr Blut in den Mund zu pumpen, Definitionen aufzustellen, die so messerscharf und blutig waren, dass kein Staat ihnen standhalten würde."


Drei exemplarische Leben: ein Schwuler, ein Schriftsteller und eine Heroinsüchtige

Diese drei imaginären Biographien sind Teil einer umfassenden Bewegung der französischen Literatur seit Jahrzehnten, die das autobiographische Modell aufgreift, um es zu unterwandern. Erinnert sei an Pierre Michons grundlegendes Buch Leben der kleinen Toten, in dem bedeutungslose Existenzen in der tiefsten Provinz prominent wurden. In den Randzonen der deutschen Stadt, unter Schwulen, Abgetauchten und Koksern, gräbt Alban Lefranc seine sperrigen Leichen aus, um sie zu exemplarischen Figuren zu machen.

"Sein Lachen aber, auch wenn sie es mit vereinten Kräften angingen, wenn sie seinen Mund mit Erde zuschaufelten, wenn sie den Sarg mit Retrospektiven über ihm zunagelten, glaubten sie wirklich, sie könnten sein Lachen abstellen?"


Nur wenige Schriftsteller haben sich letztlich daran gewagt, diese dunkle Periode der deutschen Geschichte literarisch auszugraben. Und genau das macht die Einzigartigkeit von Alban Lefrancs Unterfangen aus. «Mich interessierte zuerst ihr Verhältnis zur Sprache, was sie anfangen wollten mit der Sprache, warum diese Sprache nach der Nazizeit verhindert wurde», sagt der Schriftsteller über die, die stigmatisiert wurden als «die Baader-Meinhof-Bande». «Bei all meinen Figuren findet sich das Verlangen, zu einer lustvollen Sprache zu finden». Ob es nun Baaders Parolen sind oder Ensslins Weigerung zu sprechen, Vespers Poesie, die ins Leere läuft oder Nicos langes Gestotter: alle Figuren Alban Lefrancs sind sprechende Körper. Münder, die ganz physisch die Symptome einer Epoche auf das Papier bringen, die zerrissen wird von Schuld und Leugnen:

"Wir sind aus den konsumverwüsteten Hirnen und dem Dogma der Gewaltlosigkeit hervorgegangen. Wir sind mit Depressionen, Krankheiten, sozialen Abstiegsängsten aufgewachsen. Doch diese Brut hat die Unorte, in die Ihr sie einquartieren wolltet, verlassen. In Euren Eingeweiden habt Ihr eine Armee ausgebrütet", spricht Baader.


Fassbinders dicker, unwürdiger Körper


Endgültig aber sprengt Alban Lefranc in Fassbinders unförmigem Körper, einem Körper, der sich über alle Öffnungen entleert, der sich ergießt in Kotze, Blut und Scheiße, der geduldig gestaltet wurde durch eine strenge Diät aus Missbrauch aller Arten – Sex, Alkohol, Drogen, Bulimie – den hergebrachten Rahmen der Biographie in einem überaus neuartigen Künstlerporträt. Ganz nach der "Methode RWF" verschlingt der Schriftsteller buchstäblich seinen Gegenstand.

Er folgt ihm überallhin, in die Gassen, in seine Träume, ins Bett. Er hört ihm zu beim Gespräch mit Frauen, Journalisten, Lovern. Er saugt seine Ängste auf, verinnerlicht seine Fantasien, macht seine Exzesse zu den eigenen bis zum "Putsch im Innern". Und die Erzählung schwillt und schwillt. Am Ende, so schreibt Alban Lefranc, war Rainer Werner Fassbinder so dick geworden, dass "die Welt (sich) wand (…) in Verzückung vor ihm".

Alban Lefranc wurde 1975 im nordwest-französischen Caen geboren, er lebt in Paris und Berlin. Bisher hat er vier Romane veröffentlicht. Er hat unter anderen Peter Weiss ins Französische übersetzt und ist Chefredakteur der deutsch-französischen Literaturzeitschrift La mer gelée, die er 2002 gründete.

Eine Rezension von Christine Lecerf