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6.21.2009
Doppel-Lesung mit Alban Lefranc und Michael Stavarič am 24. Juni
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5.15.2009
ANGRIFFE in Polar 6 - Lesung am 17. Mai in Berlin
Wie leben. Ökologie und Freiheit.
Sonntag, 17. Mai 2009, 20 Uhr / Sophiensäle
Lesung: Alban Lefranc („ANGRIFFE“)
Diskussion: Renate Künast, Peter Unfried (taz) (angefragt) u.a.
Party: polar-DJ-Team
2.07.2009
Die Hure der öffentlichen Meinung
Die Hure der öffentlichen Meinung
Frankfurt - Fassbinder, Vesper, Nico - der Filmemacher, der Schriftsteller und die Sängerin haben die kulturelle und politische Szene in Deutschland mitgeprägt und waren mit ihren radikalen künstlerischen Lebensentwürfen Projektionsflächen für eine verunsicherte Gesellschaft. In unabhängig voneinander lesbaren, aber auch als Ganzes überzeugenden Texten nähert sich der Franzose Alban Lefranc den Ausnahmekünstlern.
Rainer Werner Fassbinder zeigt der 1975 geborene Autor als Getriebenen, als einen von Drogenmissbrauch gezeichneten, am Rande des Wahnsinns taumelnden Künstler, der im Angesicht des Todes seine letzten kreativen Ressourcen mobilisiert. Zerrissen zwischen der Sucht nach Anerkennung und dem Verlangen zu schockieren, hetzt der 1945 geborene Fassbinder, der in nur 14 Jahren 44 Filme drehte, durch die letzten Stunden seines Lebens. Ein Mythos war der bisexuelle Filmemacher schon zu Lebzeiten, sein früher Tod verstärkte die Legendenbildung um den widersprüchlichen Künstler. Fassbinders selbstzerstörerisches Künstlerdasein beschreibt Lefranc radikal, sein Privatleben stellt er dar als einen ambivalenten Balanceakt zwischen Nähe und Distanz.
Im zweiten Text geht es um den Schriftsteller Bernward Vesper. Auch er ist bei Lefranc ein Zerrissener. 1938 geboren als Sohn des Nazi-Dichters Will Vesper, machten ihn zunächst vor allem seine Nähe zur RAF - Vesper war mit der Terroristin Gudrun Ensslin liiert - und seine politischen Stellungnahmen in der Szene bekannt, sein psychedelisches Romanfragment «Die Reise» wird erst sechs Jahre nach seinem Freitod veröffentlicht. Vespers Scheitern ist bei Lefranc Konsequenz einer von der Herkunft überschatteten Identitätssuche, der immer wieder misslingende Versuch, den widersprüchlichen Gefühlen literarisch Ausdruck zu verleihen, Resultat der Hassliebe zum despotischen Vater.
Die 1938 als Christa Päffgen geborene Nico ist Hauptfigur des dritten Kurzromans. Sie war Model, Sängerin und Muse, mit Andy Warhol drehte sie Filme, die Band Velvet Underground verstärkte sie als Sängerin, zahlreiche Liebschaften mit Musik- und Kunst-Ikonen werden ihr nachgesagt.
Lefranc zeichnet Nicos Lebensweg nach, indem er immer wieder die Fakten in Frage stellt. Denn Nico war selbst in Zeiten ihres größten Erfolges nicht mehr als eine Kunstfigur, die hinter dem verschwand, was andere in ihr sahen.
Sprachlich intensiv, aber inhaltlich fragmentarisch nähert sich Lefranc seinen Hauptfiguren, dabei durchbricht er die Subjektivität immer wieder mit Ausschnitten aus RAF-Kundgebungen oder zeitgenössischen theoretischen Texten - und ortet so die drei Lebensentwürfe in ihrem gesellschaftlich-politischen Kontext.
(Anke Breitmaier)
1.28.2009
ANGRIFFE live aus der ouestbar, Köln
Musik: Ada
Redaktion: Adrian Winkler
anschließend in WDR 3 zu hören.
http://www.wdr3.de/open-wortlaut/aktuell.html
Die Kriegskinder (Hamburger Abendblatt)
Es sind gar zu viele Bücher im runden Revolutions-Gedächtnis-Jahr auf uns geprasselt, aber das Interesse an der Generation der Kriegskinder ist berechtigt. Was ist es, was die Nachkommen der Täter antrieb? Den Franzosen Alban Lefranc, Schriftsteller, Jahrgang 1975, faszinierten die Lebensläufe von drei Deutschen, die Künstlerlaufbahnen einschlugen und, zumindest zwei von ihnen, weltweit bekannt wurden: Rainer Werner Fassbinder, Regisseur, und Nico, geborene Christa Päffgen, Chanteuse und Model. Der Dritte im Bunde ist freilich der Wichtigste, Bernward Vesper, Verleger und Schriftsteller. Außerdem Vater des Kindes von Gudrun Ensslin und Sohn von Nazi-Dichter Will Vesper. Bernward, der seine Frau an Baader und die RAF verlor, identifizierte sich psychisch so sehr mit der schuldhaften Geschichte seines Vaters, dass ihm nur der Weg in den frühen Freitod blieb. Auch die anderen beiden wurden nicht alt.
Es sind dramatisch-künstlerische, antibürgerliche Lebensläufe, die alle durch ihren Generationszusammenhang verbunden sind. Lefranc hat sein Buch "Angriffe" genannt, weil seine außergewöhnlichen Biographien in die gewöhnlichen schneiden. Es ist eine gesellschaftliche Wunde, die da zurückbleibt.
Lefranc benutzt Originalquellen, beschreibt die Lebensläufe aber trotzdem in spannend erzählter Doku-Romanform. Neues erfährt der Leser nicht, aber er taucht noch einmal ein in eine bereits untergegangene Zeit der Rebellion.
erschienen am 10. Januar 2009